Baumaßnahmen können die Besonnungsverhältnisse sowie die Versorgung mit indirektem Tageslicht an der Bebauung in ihrem Umfeld verändern, insbesondere bei innerstädtischen, dicht bebauten Lagen. Auch bei der Neuplanung von Gebäuden ist Tageslicht ein wichtiger Aspekt für die Aufenthaltsqualität in Innenräumen. Im Hinblick auf die Anforderungen an die Tageslichtversorgung bestehen, abgesehen von den Abstandsregelungen der Bauordnungen, keine rechtlichen Festlegungen. Durch die im März 2019 veröffentlichte DIN EN 17037 „Tageslicht in Gebäuden“ (DIN EN 17037, 2019) wurde eine europaweit gültige Bewertungsgrundlage für die Tageslichtqualität in Räumen geschaffen. Die Richtlinie enthält allgemeine Empfehlungen und Hinweise für die Planung von Tageslichtöffnungen; die aktuelle Fassung von Teil 1 der deutschen DIN 5034 (2021) bezieht sich ebenfalls auf deren Inhalte.
Im Hinblick auf die Tageslichtqualität erstellen wir Besonnungs- bzw. Tageslichtstudien, bei denen entsprechend den Empfehlungen der DIN EN 17037 folgende Kriterien untersucht und bewertet werden können:
- die direkte Besonnungsdauer von Tageslichtöffnungen
- die Tageslichtversorgung in Räumen durch indirektes Tageslicht
Abb. 1: Darstellung der Besonnungsdauer an Fassaden
Abb. 2: Darstellung eines Horizontogrammes
Mit Hilfe von detaillierten Simulationsrechnungen werden die Auswirkungen einer Planung auf die Besonnungsdauer der umliegenden Bestandsgebäude sowie die Besonnungsdauer der Planung selbst analysiert und bewertet. Nach DIN EN 17037 wird die direkte Besonnungsdauer für Wohnnutzung, Spielzimmer von Kindertagesstätten sowie Patientenzimmer von Krankenhäusern bewertet. Als Grundlage dienen 3D-Modelle der Plangebäude und der Umgebungsbebauung sowie ein digitales Geländemodell (DGM). Die Berechnungen der Besonnungsdauer können flächenhaft für die Fassaden (vgl. Abb. 1) oder in Form von Horizontdiagrammen für einzelne Fensteröffnungen (vgl. Abb. 2) durchgeführt und dargestellt werden. Zudem kann die Besonnungsdauer für Außenflächen berechnet werden, wobei hier keine Vorgaben zur Bewertung in der DIN EN 17037 vorliegen.
Abb. 3: Darstellung der Raumhelligkeit
Zur Beurteilung der Tageslichtversorgung in Räumen durch indirektes Tageslicht an einem bewölkten Tag führen wir Raumhelligkeitsanalysen mit dem lichttechnischen Simulationsprogramm RELUX Desktop durch. Entsprechend der in der DIN EN 17037 genannten Vorgehensweise werden die Flächenanteile bestimmter Beleuchtungsstärken in lux auf einer Bezugsebene im Innenraum ermittelt (vgl. Abb. 3). Als Grundlage dient ebenfalls ein 3D-Modell der Plangebäude und der Umgebungsbebauung. Zusätzlich sind detaillierte Angaben zu den Grundrissen, Fenstergeometrien und Außenwandstärken der zu betrachtenden Räume notwendig.
Empfehlungen zur Tageslichtversorgung in Arbeitsräumen werden hingegen u.a. in der Arbeitsstättenregel (ASR) A3.4 „Beleuchtung“ behandelt. Entsprechend ASR A3.4 lässt sich die Tageslichtversorgung von Arbeitsräumen zum einen über den Tageslichtquotienten mittels Raumhelligkeitsanalysen bewerten. Alternativ kann geprüft werden, ob ein ausreichendes Verhältnis von lichtdurchlässiger Fenster-, Tür- oder Wandfläche bzw. Oberlichtfläche zur Raumgrundfläche vorliegt.